Pantone: Allgemeines

Da das Thema Pantone in der Praxis immer wieder für Verwirrung sorgt, habe ich noch ein paar allgemeine Infos zusammengetragen:

1. Coated vs. Uncoated
Pantone bietet für die Solid-Farben zwei verschiedene Fächer: »Coated« für gestrichenes Papier und »Uncoated« für ungestrichenes Papier. Gedruckt wird aber immer mit der gleichen Rezeptur. Es handelt sich bei U- und C-Farben also immer um nur eine Farbe. Die Fächer sind bloß dazu da, den Unterschied auf den verschiedenen Papieren zu zeigen. In der Anmutung unterscheiden sich die Farben daher oft deutlich. Das ist einer der Hauptunterschiede zu HKS-Fächern, die einen anderen Ansatz verfolgen: Ein HKS-K-Fächer wird mit anderen Farben gedruckt als ein HKS-N-Fächer. Dabei sind die Farben so gemischt, dass zwischen den beiden Papiersorten eine minimale optische Differenz entsteht.

Ich kann das zwar selbst nicht bestätigen, es soll aber auch (Farb-)Lieferanten geben, die dennoch unterschiedliche Farbrezepte für Uncoated und Coated verwenden.

2. Fächer-Referenz
Da sich verschiedene Auflagen der Pantone-Fächer im Umlauf befinden bzw. Pantone teilweise sogar mehrere parallel vertreibt, ist es in der Kommunikation wichtig, nicht nur die Pantone-Farbnummer zu nennen, sondern auch auf welchen Fächer sich die Angabe bezieht. Idealerweise arbeiten natürlich alle Beteiligten mit den aktuellsten Fächern, nach meiner Erfahrung ist das aber eher die Ausnahme.

Edition

3. Aufrastern führt immer zu schmutzigeren Farben als Verschneiden oder dünnere Schichtdicke
Das Aufrastern von Pantone-Farben führt immer zu schmutzigeren Farben als das Mischen mit Weiß bzw. das Drucken mit dünnerer Schichtdicke. Schuld daran ist der sogenannte Lichtfang. Sollte also ein hellerer Ton benötigt werden, als der Pantone-Fächer bietet, ist es ratsam, diesen extra mischen zu lassen.

4. Pantone CVC und CVU?
Ein Garant für Verunsicherung ist eine alte Bezeichnung der Pantone-Farben, die vor dem Jahr 2000 bzw. Illustrator 10 benutzt wurde. Die Kürzel CVC und CVU standen für »Computer Video Coated« bzw. »Computer Video Uncoated« und wiesen damals auf bildschirmoptimierte RGB-Definitionen der dazugehörigen Pantone-Farben hin. Es besteht also kein Grund zur Sorge, wenn Pantone-Farben so benannt sind. Im Grunde ist es egal, wie Sonderfarben benannt und am Bildschirm simuliert werden, solange am Ende die richtige Farbe in das Druckwerk geschüttet wird. Soll heißen, wird der Druckerei klar mitgeteilt, dass die fünfte Farbe ein Pantone 1925 C (ein Rot) sein soll, kann der Farbauszug auch »Fahnenrot« heißen und am Monitor weinrot simuliert werden. Das Druckergebnis wird dadurch nicht beeinträchtigt. Dennoch rate ich von solch einer Vorgehensweise ab, da sie leicht zu Fehlern führen kann.

5. Pantone Hexachrome
Pantone Hexachrome bezeichnete ein subtraktives Farbmischsystem, welches 2008 eingestellt wurde. Neben den vier üblichen Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz wurden zusätzlich Orange und Grün eingesetzt. Für ein optimales Ergebnis wurden den vier üblichen Grundfarben sogar Aufheller beigemischt, um sauberere Farben zu erhalten. Ziel war es, den Farbraum zu erweitern, um somit etwa 90% der Pantone-Matching-System-Farben aus nur diesen Grundfarben drucken zu können. Das sollte vor allem in der Verpackungsindustrie Druckplatten und Rüstungszeiten sparen. In der Praxis hat sich das System aber nie wirklich durchgesetzt. Viele Drucker sind auch der Meinung, dass Rot-Orange und Violett nützlicher sind als Orange und Grün. Um mit diesem System arbeiten zu können, hatte Pantone ein Plug-In für Photoshop namens HexWare bereitgestellt. Mit diesem Tool konnte man RGB-Bilder in 6-Farben separierte DCS 2.0 Dateien wandeln. Außerdem bot es Farbkorrektur- und Softproof-Möglichkeiten. Seit CS4 (2008) unterstützt Photoshop nativ die Separation von Multichannel-Profilen. Das Plug-In von Pantone wird aufgrund der fehlenden Rosetta-Unterstützung seit CS4 ohnehin nicht mehr unterstützt.

Pantone Hexachrome Gamut Vergleich

6. Pantone-Farben als verbindliche Referenz?

Pantone-Farben werden oft als verbindliche Referenzfarben angesehen. Das ist jedoch grundlegend falsch. Die Firma Pantone bietet mit ihren Farbfächern oder auch Farbchips eine Kommunikationsgrundlage, die Grafikern, Druckvorstufentechnikern, Druckern etc. die Arbeit erleichtern soll.

Pantone selbst schreibt dazu »1963 schuf Lawrence Herbert, Pantones Gründer, ein innovatives System zur Identifizierung, zum Abgleich und zur Kommunikation von Farben […]«

Das System bzw. die Firma Pantone erhebt aber nicht den Anspruch, immer und überall das gleiche Ergebnis zu liefern. Das wäre rein technisch gar nicht machbar, denn einige dunkle Töne der Pantone-Fächer werden in mehreren Durchgängen gedruckt, weil damit höhere Farbdichten erzielt werden können und dies bietet wiederum ein höheres Maß an Produktionsstabilität. Solche Farben können jedoch kaum reproduziert werden. Im Gegensatz dazu werden die HKS-Fächer »normal« im klassichen Offsetdruck hergestellt. Daher sind sie in der Regel sicherer produzierbar. Denn sie werden eben unter den selben Voraussetzungen produziert wie das spätere Druckerzeugnis, welches HKS-Farben einsetzt.

KBA-Rapida Druckwerk


Die Fächer werden übrigens auf einer speziellen KBA Rapida 105 gedruckt, die 28 Farben gleichzeitig drucken kann. Dieses Video von Pantone bietet einen interessanten Einblick in den Produktionsprozess.

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