Web-Tipp: gamutmap.de

Die Firma Proof GmbH (Mitglied von freieFarbe e.V.) hat mit gamutmap.de ein hilfreiches Werkzeug für cross-mediales Arbeiten in der Kreativbranche geschaffen. Was kann dieses Tool:

Überblick
Die gamutmap ist ein interaktiver Farbatlas, der auf den Farben des »HLC Colour Atlas XL« von freieFarbe basiert. Dieser besteht, im Gegensatz zu den üblichen Farbatlanten mit fixen CMYK-Werten, aus geräteunabhängigen HLC-Werten. Zur Erinnerung: Bei HLC handelt es sich um eine für Anwender intuitivere Variante des LAB-Farbraums. Da der LAB-Farbraum alle wahrnehmbaren Farben beschreibt, ist der freieFarbe-Farbatlas nicht auf den kleinen CMYK-Farbraum beschränkt – eine Grundvoraussetzung für cross-mediales Arbeiten.

Zurück zur gamutmap: Mit dem Tool kann man sich basierend auf mehr als 30.000 LAB-Farben den Gamut von rund 50 aktuellen RGB- und CMYK-Farbräumen visuell ansprechend darstellen lassen:

gamutmap-visual-appearance


Das spannende an dem Tool ist aber, dass auch mehrere Farbräume gleichzeitig ausgewählt werden können. Damit wird nur die Schnittmenge aller gewählten Farbräume sichtbar. Mithilfe dieser Darstellung lassen sich dann beispielsweise sehr bequem Corporate-Design-Farben bestimmen, die später auch wirklich in allen gewünschten Anwendungen erzielbar sind:

gamutmap-overview
In der Liste links wählt man die gewünschte Farbräume aus. In der Zeile oben werden die ausgewählten Farbräume nochmals angezeigt.


Praxis-Beispiel
Bleiben wir beim Corporate Design. Angenommen ich suche einen Rosa-Ton für ein Logo, welches sowohl im Printbereich (Bogenoffset gestrichen und ungestrichen), im Web und im TV/Kino eingesetzt werden soll. Dazu muss man einfach die entsprechenden Farbräume in der Liste links auswählen und auf »Show« klicken (siehe Screenshot oben). Das Ergebnis sind jene Farben, die in allen Farbräumen vorhanden sind und somit problemlos in den entsprechenden Medien einsetzbar sind.

gamutmap-values
Bewegt man sich mit dem Mauszeiger über die Farbfelder, werden die absolut farbmetrisch errechneten Farbwerte angezeigt.


Übrigens: Wer sich mit der Wahl der Farbräume nicht ganz sicher ist, erhält nach kurzem Verweilen über dem Farbraumnamen auch eine hilfreiche QuickInfo:

gamutmap-quickinfo


Fazit
Es ist nicht unmöglich, die beschriebenen Aufgaben auch mit anderen Tools oder Hilfsmittel zu lösen. Allerdings kenne ich kein Tool, welches so einfach zu verwenden ist und die Ergebnisse dazu noch visuell so ansprechend darstellt. Dazu kommt noch, dass das Tool eben auf einem Farbatlas basiert, der auch in gedruckter Form erhältlich ist. Was bedeutet, dass auch das Abmustern mit Originalen möglich wird. Und darüber hinaus kann die gamutmap komplett kostenlos genutzt werden.

Toll wäre es, wenn man auch noch eigene ICC-Profile hochladen könnte. Und sicherlich sehr spannend wäre die Möglichtkeit, die Farbräume auch noch mit den Pantone-Farben abgleichen zu können.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

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Farbprofil-Exoten: Apple Wide Color Sharing Profile, Facebook Tiny sRGB und MelissaRGB

Apple Wide Color Sharing Profile
apple-wide-color-sharing-profile

Apple verbaut mittlerweile bei vielen Produkten Wide-Gamut-Displays. Passend dazu setzt Apple auf ein Farbprofil namens »Display P3«. Wer mehr darüber erfahren will: Was hat es mit Apples Wide-Gamut-Displays und dem DCI-P3-Farbraum auf sich?

Bilder, die also beispielsweise mit aktuellen iPhones oder iPads aufgenommen werden, liegen im Display-P3-Farbraum vor. Werden diese Bilder per Mail oder Nachrichten-App verschickt, transformiert das Betriebssystem diese Bilder automatisch in das sogenannte »Apple Wide Color Sharing Profile«. Warum das passiert, hat Brad Ford auf der WWDC 2016, Session 501 erklärt:

»[…]Some photo services don't understand wide color, but most of them at least are smart enough to render it as sRGB. For mixed sharing scenarios, like say sending a photo via Messages or Mail […], we have added a new service called Apple Wide Color Sharing Profile. Your content can be manipulated in a way that we generate a content specific table-based ICC profile that's specific to that particular JPEG. And what's nice about it is if it's rendered by someone who doesn't know about wide color, the part that's in the sRGB gamut renders absolutely correctly. The extra information is carried in the extra ICC profile information in a way that they can recover the wide color information with minimal quality loss.«


Facebooks »Tiny sRGB«
Auf Facebook werden laut diesem Artikel täglich etwa 300 Millionen Bilder veröffentlicht. Bei solch großen Mengen spielen auch die sonst eher vernachlässigbaren Datenmengen von RGB-Profilen ein Rolle. Bei 300 Millionen Bilder summieren sich beispielsweise nur die sRGB-Profile auf fast einen Terabyte. Facebook hat daher eine eigene Variante des sRGB-Profils namens »c2« erstellt. Dieses Farbprofil hat im Gegensatz zu »sRGB IEC61966-2.1« mit seinen 3.144 Byte nur noch 524 Byte. Um die Dateigröße so drastisch zu reduzieren, haben die Entwickler die Farbton-Wiedergabekurven, die normalerweise mit 1024 Punkte beschrieben werden, auf 26 Punkte reduziert.

1024-vs-26


Wem 524 Byte noch immer zu viel sind, wird an Øyvind Kolås Profil Freude haben: mit nur 491 Bytes ist »sRGBz« nochmal 33 Byte kleiner.

Übrigens: Facebook nutzt nicht immer das c2-Profil. In einigen Bildern ist auch das Profil »sRGB IEC61966-2-1 black scaled.icc« eingebettet. Wann welches benutzt wird, ist mir unbekannt. Beim »black scaled«-Profil handelt es sich jedenfalls nicht um ein extra verschlanktes Profil.

Melissa RGB
Auch Adobe Lightroom verwendet im Entwickeln-Modul ein besonderes Farbprofil mit dem Namen »Melissa RGB«. Das Farbprofil basiert auf ProPhoto RGB und besitzt daher einen ebenso riesigen Farbraum. Mit diesem hat Lightroom genug Reserven, so dass bei der Entwicklung von Raw-Dateien niemals Farben geclipped werden. Im Unterschied zum originalen ProPhoto RGB verwendet die Lightroom-Variante aber ein Gamma von 1,0 statt 1,8. Der Grund dafür ist, dass Raw-Dateien immer ein lineares Gamma besitzen und es somit schlauer ist, die Entwicklung der Bilder im nativen Gamma durchzuführen. Lightroom muss also keine Gammakorrektur auf die Bilder anwenden, was für gewisse Bildbearbeitungsfunktionen große Vorteile hat (siehe Gamma und Gammakorrekturen verstehen).

Übrigens: Melissa Gaul, QE Manager bei Adobe, hat vorgeschlagen, dieses Profil Melissa RGB zu nennen, da alle anderen RGB-Farbräume nach Männern benannt sind.

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Warum benötigt man die Tiefenkompensierung?

Ohne Zweifel profitieren die meisten Bilder davon, wenn sie mit Tiefenkompensierung konvertiert werden. Doch warum ist das so?

konvertierungseinstellungen


Wenn ein Bild von einem Farbprofil in ein anderes Farbprofil konvertiert wird, wird dies unter Anwendung eines Rendering Intents gemacht. Dieser legt fest, was mit den Out-of-Gamut-Farben (den Farben außerhalb des Zielfarbraums) passiert. Die zwei gängigsten Rendering Intents sind »Perzeptiv« und »Relativ Farbmetrisch«. Bei ersterem werden alle Quell-Farben proportional zueinander in den Zielfarbraum gestaucht. Bei letzteren werden einfach alle Quell-Farben, die außerhalb des Zielfarbraums liegen abgeschnitten. Die Abbildung verdeutlicht die beiden Methoden:

rendering-intents-vergleich
(A) = perzeptiv; (B) = relativ farbmetrisch


Die Farbraumtransformation mit dem relativ farbmetrischen RI kann jedoch dazu führen, dass mehrere der dunkelsten Tonwerte des Quellbildes auf bloß einen einzigen Tonwert im Zielbild gemappt werden. Und dabei geht die Zeichnung in den Tiefen verloren.

figure-2-bpc
Quelle: http://www.color.org/adobebpc.pdf


Unglücklicherweise gibt es in den ICC-Spezifikationen keine Vorschriften wie das Tiefschwarz konvertiert werden soll. (Im Gegensatz dazu beinhalten die Spezifikationen aber sehr wohl Informationen, wie die hellsten Bildstellen eines Bildes von der Quelle zum Zielprofil konvertiert werden müssen.)

Um die Probleme, die damit einhergehen zu verhindern, hat Adobe die Tiefenkompensierung (oder auch Black Point Compensation, BPC) in Photoshop und anderen Programmen implementiert. Ist diese Funktion aktiviert, überprüft die Adobe Color Engine die Schwarzpunkte des Quell- und des Zielprofils und passt sie gegebenfalls aneinander an.

Obwohl die Funktion in Photoshop bei allen Rendering Intents aktiviert werden kann, hat sie jedoch nur bei »relativ farbmetrisch« eine Auswirkung. Denn bei den anderen Rendering Intents macht die Tiefenkompensierung verfahrensbedingt keinen Sinn. So wird sie ja beispielsweise beim perzeptiven RI quasi von Haus aus angewandt.

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei der Tiefenkompensierung also um eine Funktion, die den relativ farbmetrischen Rendering Intent um das Verhalten des perzeptiven Rendering Intents in den Tiefen erweitert.

Wer mehr über die Implementierung der Tiefenkompensierung in den Adobe-Produkten erfahren will, wird an diesem Dokument Freude haben:

Adobe Systems’ Implementation of Black Point Compensation

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Colormanagement im Webbrowser

Grundlagen
Damit Colormanagement im Web funktioniert, sollten zumindest 2 Dinge gegebene sein:

  1. Der verwendete Browser ist Colormanagement-fähig, d.h. der Browser unterstützt ICC-Profile und konvertiert Bilder anhand der eingebetteten Farbprofile zur Ausgabe korrekt ins Monitorprofil.
  2. Bilder ohne Tags (also ohne eingebettete Farbprofile) werden als sRGB interpretiert und von dort ins Monitorprofil konvertiert.
Natürlich wäre es dann noch großartig, wenn jeder Nutzer auch einen kalibrierten Monitor besitzt, aber das ist klarerweise nur Wunschdenken.

Safari
Wer Safari nutzt, muss sich um das Colormanagement nicht weiter kümmern, da es automatisch aktiviert ist und Safari sogar Bilder ohne Tags als sRGB interpretiert. Da nun auch iOS schon seit ein paar Jahren Colormanagement unterstützt, passiert das ganze auch auf allen Apple-Tablets und Smartphones. Abgesehen von Microsofts Surface Pro bzw. Book sind Apples mobile Geräte übrigens die einzigen die brauchbares Colormanagement anbieten.

Firefox
Auch Firefox unterstützt Colormanagement, allerdings muss man dies als User manuell aktivieren. Dazu öffnet man about:config, sucht nach »color_« und ändert dann den Wert von gfx.color_management.mode von 2 auf 1.

firefox-colormanagement-setting

Chrome

Auch die aktuelle Version von Chrome unterstützt Colormanagement.

Weiterführendes
Abgesehen von Bildern gibt es im Web natürlich noch jede Menge andere Elemente. Hier wird das Thema schon deutlich schwieriger, denn CSS-Farben werden beispielsweise nicht colorgemanagt. Das kann vor allem auf Wide-Gamut-Monitoren zu übersättigten Farben führen. (Mehr dazu hier: Was hat es mit Apples Wide-Gamut-Displays und dem DCI-P3-Farbraum auf sich?)

Wer will, kann seinen Browser mittels diesem Web Browser Colormanagement Test über die Colormanagement-Fähigkeiten testen.

Übrigens: Wer Bilder fürs Web erstellt, sollte beim Speichern immer nach sRGB konvertieren und das Profil einbetten:

web-speichern
Links: »Für Web speichern« (bis inkl. Photoshop CC2017); Rechts »Exportieren als« (ab Photoshop CC2018)


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Warum wird das schöne Blau am Monitor im Druck zu Violett?

Jeder, der in der Druckvorstufe arbeitet oder besser gesagt jeder, der schon einmal etwas ausgedruckt hat, ist diesem Phänomen sicherlich schon mal begegnet: In den RGB-Daten befindet sich ein sattes Dunkelblau, doch nach der CMYK-Konvertierung (bzw. am Druck) findet man ein eher fades Violett wieder. Wie kommt es zu diesem Farbdrift?

blue-purple


Vereinfacht ausgedrückt: wegen des unvorteilhaften Gamut-Mappings.

Wenn ein Bild ein sattes Blau enthält, so liegt dieses meist außerhalb des Gamuts vom gewünschten Ausgabeprofil – sei das nun ISO Coated v2 oder PSO LWC Standard etc. Um das Blau nun in den Gamut zu befördern, verringert das Color Matching Module die Sättigung und behält dabei möglichst den LAB-Bunttonwinkel bei. Aus rein mathematischer Sicht haben wir es also auch nach der Farbraumtransformation mit dem gleichen (oder fast gleichen) Farbton zu tun. Allerdings entspricht dieses Verhalten nicht unserer Wahrnehmung. Klarer wird die Problematik anhand folgender Abbildung:

blau-violett-gamut-mapping
Quelle: Bruce Lindbloom


Bei der Transformation wird entlang der roten Linie verschoben (der Bunttonwinkel bleibt also gleich), solange bis sich die Quellfarbe im Gamut des Zielfarbraums befindet. Der wahrgenommene Farbton verläuft aber nicht gerade nach innen, sondern eben – wie links neben der roten Linie zu sehen – etwas gebogen. Durch diesen Umstand landet man an einem falschen Ort und das Blau kippt ins Violette.

Nun könnte man meinen, dass der für die Farbraumtransformation verwendete LAB-Farbraum Schuld daran ist. Immerhin bildet dieser, wie wir oben gesehen haben, nicht das Verhalten unserer Wahrnehmung ab. Doch die Wahrheit ist, dass der LAB-Farbraum für das Gamut-Mapping verwendet wird, obwohl er gar nicht dafür entwickelt wurde. Wir verwenden den LAB-Farbraum im Prinzip nur mangels Alternativen. Sinn und Zweck der Entwicklung von LAB war es lediglich, Farbunterschiede messbar zu machen.

Was man dagegen tun kann? Das beantworte ich in einem zukünftigen Artikel …

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Der Einfluss des Graustufen-Arbeitsprofils auf Photoshop

Dem Graustufen-Arbeitsprofil wird in der Regel nicht viel Beachtung geschenkt. Die meisten Anwender sind bloß beim Konfigurieren des Colormanagements damit konfrontiert:

voreinstellung-graustufenprofil
Die Einstellung »Schwarze Druckfarbe - ISO Coated v2 (ECI)« bewirkt, dass Graustufen-Bilder den selben Druckbedingungen (Druckzuwachs) unterliegen wie 4-Farb-Bilder.


Doch diese Voreinstellung – die übrigens über Bearbeiten > Farbeinstellungen zu finden ist – hat in Photoshop noch großen Einfluss auf zwei andere Dinge, abseits des Colormanagements:

1. Die Darstellung der Einzel-Kanäle und

2. die Auswahl, die durch ein Command-Klick auf den Composite-Kanal erzeugt werden kann.


Das hört sich zunächst etwas irreführend an, ist aber recht schnell erklärt:

Darstellung eines einzelnen Kanals
Die Darstellung von einem Graustufenbild hängt im Wesentlichen vom Gamma des Farbprofils ab. Ebenso hängt die Darstellung der Kanäle von einem Gamma ab. Jedoch in diesen Fall nicht von dem des geöffneten Bildes, sondern von dem Gamma des Graustufen-Arbeitsprofils. Diese Tatsache wird anhand des folgenden Beispiels sichtbar:

vergleich-lab-1
Darstellung des Composite-LAB-Bildes.


vergleich-lab-2
(Abweichende) Darstellung des Luminanz-Kanals.


Das Bild liegt bloß in Graustufen vor und dementsprechend befinden sich auch nur Informationen im Luminanz-Kanal. Man müsste also davon ausgehen können, dass sich der Composite-Kanal und der einzelne L-Kanal gleichen. Doch das ist nicht zwingend so. Der Grund dafür ist, dass zwar das Gamma des Bild-Farbprofils für die Composite-Darstellung verwendet wird, allerdings bei der Darstellung des einzelnen L-Kanals auf das Graustufen-Arbeitsprofil zurückgegriffen wird. Und wenn dieses Gamma nicht dem des Bildes entspricht, unterscheiden sich die beiden Darstellungen. Will man das verhindern, muss man ein (in Hinblick auf das Gamma) zum Bildprofil passendes Arbeitsprofil wählen. In diesem speziellen Fall wäre das eines basierend auf L-star. Arbeitet man hingegen mit AdobeRGB-Bildern, welche ein Gamma von 2,2 besitzen, wäre wiederum diese Einstellung zielführend:

voreinstellung-graygamma


Auswahl des Composite-Kanals (Luminanzmaske)
Diesen Punkt halte ich in der Praxis für relevanter. Wer beispielsweise Luminanzmasken erzeugt, macht das wahrscheinlich über einen Command-Klick auf den Composite-Kanal. Damit erstellt man eine Auswahl basierend auf den Luminanz-Werten des Bildes. Wie diese Maske erzeugt wird, hängt aber wiederum vom Graustufen-Arbeitsprofil ab. Und am besten ist dies wieder anhand eines Beispiels zu sehen:

iso-coated-v2
dotgain


Die erste Auswahl habe ich unter Nutzung des Profils »Schwarze Druckfarbe - ISO Coated v2 (ECI)« erstellt. Die zweite mit »Dot Gain 10%«. Hier ist das nur schwer zu erkennen, aber die beiden resultierenden Kanäle unterscheiden sich deutlich. Und auch hier ist die Lösung, ein Arbeitsprofil zu verwenden, welches im Bezug auf das Gamma, dem geöffneten Bild entspricht.

Fazit
Die Unterschiede sind teilweise marginal und bei bestimmten Konfiguartionen treten sie erst gar nicht auf. Dennoch sollte man sich darüber im Klaren sein, denn im High-End-Bereich zählt jedes noch so kleine Detail. Es lohnt sich also, öfters einen Blick auf das Graustufen-Arbeitsprofil zu werfen.

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Welchen RGB-Arbeitsfarbraum soll ich wählen?

rgb-profiles


Wozu ein Arbeitsfarbraum?
In einer perfekten Welt arbeitet jeder in einem colorgemanagten Workflow. Das heißt, dass jeder Anweder alle Dokumente bewusst und individuell profiliert: Bilder haben also ein eingebettetes Farbprofil, PDFs den korrekten Output Intent und InDesign-Dokumente zugewiesene Profile. So wird gewährleistet, dass ein Dokument korrekt angezeigt, konvertiert oder ausgegeben werden kann. Ein Arbeitsfarbraum wäre in diesem Szenario kaum notwendig. Leider leben wir aber in keiner perfekten Welt und folglich kommt der Arbeitsfarbraum immer dann zum Einsatz, wenn man (a) unprofilierte Dokumente öffnet, oder aber auch wenn man (b) ein neues Dokument erstellt.1 Nun gibt es jedoch für diese beiden Fälle nicht das eine Farbprofil, welches immer passt. Das Ziel kann somit nur sein, ein Profil zu verwenden, dass so oft wie möglich passt. In allen anderen Fällen muss man eben manuell eingreifen.

Welches Farbprofil sich somit für den Arbeitsfarbraum anbietet, kommt auf die eigenen Bedürfnisse an und kann daher nur schwer vereinheitlicht werden. Es gibt jedoch ein paar Punkte, die man berücksichtigen sollte:

Welcher Arbeitsfarbraum ist der »richtige«?
Kommen wir dazu nochmal zu den oben erwähnten Fällen zurück:

(a) Unprofiliertes Bildmaterial:

In aller Regel kommt unprofiliertes Bildmaterial aus dem Internet – Stockbildagenturen sind beispielsweise eine beliebte Quelle. Für solche Fälle ist meist das sRGB-Profil, seltener AdobeRGB, die richtige Wahl. Rein statistisch wäre sRGB also wahrscheinlich die sicherste Wahl für den Arbeitsfarbraum. sRGB ist auch so etwas wie der »kleinste gemeinsame Nenner« unter den Farbprofilen. Das heißt aber nicht, dass es auch der beste Arbeitsfarbraum ist. Im Gegenteil, für den Fall (b) ist es denkbar ungeeignet.

(b) Erstellen eines neuen Dokuments:

Wie eben angedeutet, scheidet sRGB für das Erstellen eines neuen Dokuments aus, weil es die im Offsetdruck erzielbaren Farben nicht vollständig umschließt.2 (sRGB umschließt übrigens auch nicht alle Farben, die eine Spiegelreflexkamera einfangen kann.) Man würde also gezielt Farben verschenken. Für das Erstellen neuer Dokumente kommen in der Druckvorstufe daher nur zwei Profile in Frage: AdobeRGB oder eciRGBv2. Letzteres ist die klassische Wahl und auch meine Empfehlung. Warum?
Sowohl AdobeRGB als auch eciRGBv2 sind an die im Druck erzielbaren Farben angepasst (der Gamut von eciRGBv2 ist minimal kleiner). Das heißt, alles, was mithilfe der subtraktiven Farben CMYK gedruckt werden kann, liegt innerhalb der Gamuts von AdobeRGB und eciRGBv2. Der Nachteil an AdobeRGB ist jedoch dessen Tonwertverteilung in den Tiefen. Genauer gesagt: AdobeRGB verbraucht in den Tiefen zu viele Tonwertabstufungen. Für die drei dunkelsten, wahrnehmbaren Helligkeitsstufen L=0, L=1, L=2 werden ganze 17 Tonwertabstufungen benutzt. Hier werden also mehr Informationen gespeichert, als der Mensch sehen kann.3 Das ist zwar, wenn man so will, ein generelles Problem von RGB-Profilen, eciRGBv2 hat da aber aufgrund der (auf LAB basierenden) Helligkeitsverteilung klar die Nase vorn.

Größere Farbräume wie WideGamutRGB oder ProPhotoRGB haben als Arbeitsfarbraum gar nichts zu suchen. Zum einen müsste man dann immer mit 16-Bit Farbtiefe arbeiten (Warum siehe hier und hier) und zum anderen werden Farbraumtransformation von diesen Farbräumen nach CMYK ein Qual.

Der beste Arbeitsfarbraum richtet sich daher nach dem Grundsatz: So groß wie nötig und so klein wie möglich. Klar ist aber, dass man diesen Grundsatz nur befolgen kann, wenn man den später gewünschten Zielfarbraum, also die Ausgabebedingung, kennt.

Fazit
Wie man an den beiden Beispielen oben sehen kann, gibt es nicht einen perfekten Arbeitsfarbraum und daher verfehlt das Konzept in einigen Fällen leider sein Ziel. Der Arbeitsfarbraum hat aber natürlich dennoch seine Berechtigung. Immerhin hat Adobe mit ihm dafür gesorgt, dass das Colormanagement zumindest immer aktiv ist, wenn auch nicht zwangsweise immer richtig konfiguriert.

Das eigentliche Ziel eines Druckvorstufenworkflows sollte letztlich immer sein, den Arbeitsfarbraum ignorieren zu können, weil eben schon alles manuell profiliert wurde.4 Ein erfahrener Anwender wird ohnehin alle hier genannten Farbprofile nutzen, allerdings immer dann, wenn es angebracht ist, und nicht, wenn es der Arbeitsfarbraum vorgibt.



1 Es hängen in Photoshop, InDesign und Illustrator auch noch ein paar andere Dinge vom Arbeitsfarbraum ab (siehe z.B. Punkt 5 hier), diese sind für diesen Artikel aber irrelevant.

2 Lab-Plot aus ColorSync: sRGB gegen ISO Coated v2. Viele Farben im Blaugrün oder Cyan ragen aus dem sRGB-Farbraum hinaus:

sRGB-vs-ISOCoatedv2

3 Angaben beziehen sich auf ein 8-Bit-Dokument.

4 Der Arbeitsfarbraum hat nur dann diese untergeordnete Bedeutung, wenn in den Farbeinstellungen von Photoshop »Eingebettete Profile beibehalten« aktiviert ist. Andernfalls werden die Bilder nämlich immer im Arbeitsfarbraum geöffnet und dann hat er natürlich mehr Relevanz. Das ist aber die denkbar schlechteste Konfiguration.

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Was hat es mit Apples Wide-Gamut-Displays und dem DCI-P3-Farbraum auf sich?

Mit den »Retina iMacs Late 2015«* hat Apple erstmals Wide-Gamut-Displays in den Macs verbaut. Genau genommen handelt es sich dabei um DCI-P3-Displays, also Panels, die in der Lage sind, alle oder fast alle Farben des DCI-P3-Farbraums darzustellen. Sehen wir uns an, welche Vor- und Nachteile das hat.

Was sind Wide-Gamut-Monitore?
Standardmonitore, also jene, die wir um etwa zwei- bis dreihundert Euro kaufen, decken in etwa den Gamut des sRGB-Farbraums ab. Alles was an Farben darüber hinaus geht, können solche Monitore nicht darstellen. In der Realität gibt es aber natürlich deutlich mehr Farben, als der sRGB-Farbraum umschließt. Will man nun digitale Bilder so naturgetreu wie möglich darstellen, muss man auf einen Wide-Gamut-Monitor zurückgreifen. Auch diese können natürlich nicht alle in der Natur vorkommenden Farben abbilden, aber doch deutlich mehr als Standardmonitore. Wide-Gamut-Monitore werden daher in der professionellen Bildbearbeitung eingesetzt, damit beispielsweise die Daten, die in den Raw-Files einer Kamera vorhanden sind, auch dargestellt werden können. In der Druckvorstufe wiederum werden Wide-Gamut-Monitore auch deshalb eingesetzt, weil sie Ausgabefarbräume wie PSO Coated v3 deutlich besser darstellen können. Standardmonitore sind beispielsweise nicht in der Lage, reines Cyan darzustellen. Wide-Gamut-Monitore erzielen hier sichtbar bessere Resultate. Softproofs machen daher nur mit Wide-Gamut-Monitoren wirklich Sinn. In der Regel können solche professionellen Monitore etwa 99% vom AdobeRGB-Farbraum darstellen. (Hier gibt es aber auch deutliche Unterschiede.)

Der Nachteil von Wide-Gamut-Monitoren
Wide-Gamut-Monitore sind für manche Zwecke also unumgänglich, dennoch haben sie auch einen Nachteil gegenüber den Standardmonitoren: Unprofiliertes Bildmaterial wird zu gesättigt dargestellt. Warum?

Viele Programme sind nicht colorgemanagt. D.h sie gehen davon aus, dass der Monitorgamut dem von sRGB entspricht und schicken die RGB-Werte (der Bilder, UI-Elemente, Schriften etc.) unverändert an den Monitor. Und in 99% aller Fälle ist das auch O.K., denn praktisch alle mobilen Geräte und Standardmonitore basieren eben auf dem sRGB-Farbraum. Bei Wide-Gamut-Monitoren führt dieses Verhalten allerdings dazu, dass das Bildmaterial übersättigt und unnatürlich dargestellt wird. Denn, wenn unprofilierte Objekte, die in einem kleinen Farbraum wie sRGB erstellt wurden in einen größeren wie AdobeRGB interpretiert werden, landen die Farben viel weiter außen, als sie eigentlich sollten und erscheinen daher zu gesättigt. Die Abbildung verdeutlicht das:

saturation-srgb-argb-2


Ein Farbwert von 255/0/0 in sRGB wird mittels Colormanagement zu 219/0/0 in AdobeRGB. Ohne Colormanagement landet der Farbwert in AdobeRGB aber wieder bei den ursprünglichen 255/0/0, also weiter außen und somit in den gesättigteren, helleren Farben.


Dieses Fehlverhalten kann sehr störend sein, denn es gibt leider vieles, was nicht profiliert ist. Abgesehen von Bildern aus dem Internet, sind das vor allem UI-Elemente, was dazu führt, dass beispielsweise manche Icons auf einem Wide-Gamut-Monitor unnatürlich bunt »strahlen«. Vielleicht bessert Apple hier noch mit einem Update nach. Das wäre zumindest ein konsequenter Schritt, wenn in Zukunft noch mehr Apple-Geräte mit solchen Wide-Gamut-Displays versehen werden. Die kürzlich vorgestellten MacBook Pros besitzen ja nun auch solche Panels.**

Auch im Web können Wide-Gamut-Monitore zur Herausforderung werden. Vieles ist dort nämlich ohne Profil unterwegs – beispielsweise alle CSS-Farben. Die meisten Browser nehmen einfach an, dass der Monitorgamut sRGB ist und konvertieren die Farben nicht in das Monitorprofil. Safari kann damit zum Glück richtig umgehen, und weist unprofilierten Farben den sRGB-Farbraum zu und konvertiert sie von dort korrekt in den Monitorfarbraum. Profilierte Bilder werden ohnehin, wie es das Colormanagement verlangt, von Safari korrekt ins Monitorprofil konvertiert. Chrome kann das beispielsweise nicht.

Diese ganze Problematik wurde letztlich auch bei den Wide-Gamut-Monitor-Herstellern bekannt, sodass diese nun häufig einen sRGB-Emulationsmodus anbieten. Dabei wird der Monitorgamut auf den Gamut von sRGB reduziert, sodass das Sättigungsproblem erst gar nicht auftreten kann. Der iMac bzw. macOS bieten so etwas nicht an. Jedoch werden damit ohnehin nur die Symptome unterdrückt und die Krankheit nicht geheilt.

Der DCI-P3-Farbraum
Lassen wir den Nachteil von Wide-Gamut-Monitoren mal außer Acht und beschäftigen uns mit dem Vorteil: dem größeren Farbraum. Normalerweise basieren Wide-Gamut-Monitore, wie eingangs erwähnt, auf dem AdobeRGB-Farbraum. Apple hat sich hingegen für den DCI-P3-Farbraum entschieden. Da in der Druckvorstufe oder Bildbearbeitung von diesem Farbraum jedoch nie die Rede ist, stellt sich die Frage, was man über ihn wissen sollte. Im Wesentlichen ist er dem AdobeRGB-Farbraum in Bezug auf Größe und Form sehr ähnlich. Er ist also auch deutlich größer als sRGB. Verwendet wird er vor allem als Ausgabefarbraum in der Filmindustrie, da er von den großen Studios entwickelt wurde, um den Gamut der digitalen Filmprojektoren zu beschreiben. Apple verwendet aber eine leicht modifizierte Version namens »Display P3« (im macOS-Code »P3_D65« bezeichnet; das D65 bezieht sich auf den Weißpunkt). Die Apple-Variante unterscheidet sich insofern von den DCI-Profile, als dass sie ein Gamma von 2,2 und nicht 2,6 (wie in den DCI-Spezifikationen vorgegeben) benutzen. Das hat in colorgemanagten Systemen aber keine nennenswerten Auswirkungen, da dies automatisch ausgeglichen wird. (Im Artikel Gamma und Gammakorrekturen erfährst du mehr darüber.)

AdobeRGB vs. DCI-P3

adobergb-vs-dcip3


Wie in diesen Plots aus ColorSync zu sehen, hat AdobeRGB (weißes Gitter) im Grün und Cyan deutlich mehr Farben. Hingegen ist DCI-P3 stärker im Orange- und Rot-Bereich. Hierzu muss man aber sagen, dass DCI-P3 mehr im Grün/Cyan verliert, als es im Rot/Orange gewinnt. Vergleicht man die beiden Farbräume mit CMYK-Ausgabefarbräumen wie ISO Coated v2, PSO LWC Standard oder PSO Uncoated fällt auf, dass AdobeRGB die Farbräume etwas besser umschließt.

Warum Apple also auf DCI-P3 setzt ist fraglich, da doch alle anderen Wide-Gamut-Monitore auch auf AdobeRGB ausgelegt sind und AdobeRGB sicherlich gebräuchlicher ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit ging es Apple aber gar nicht darum, den Monitor für Bildbearbeiter oder Fotografen attraktiver zu machen. Das Ziel war wahrscheinlich nur, ein Display zu verbauen, das brillantere Farben erzeugen kann.

Fazit zu Apples Wide-Gamut-Displays
Die Aufwertung der diversen Apple-Geräte ist für viele Nutzer sicherlich eine willkommene Neuerung. Wer auf eine korrekte Darstellung Wert legt, wird allerdings nur dann glücklich werden, wenn die verwendeten Programme colormanagementfähig sind. Ist man ausschließlich auf Programme angewiesen, die nicht colorgemanagt werden, kämpft man eventuell mit übersättigten Farben.

Beachten sollte man außerdem, dass alle Mac-Displays eine spiegelnde Glasoberfläche besitzen. Und das macht die Geräte als Hauptmonitor in der Druckvorstufe nicht gerade beliebt. Wer also bis jetzt einen externen Wide-Gamut-Monitor angeschlossen hat, wird trotz der neuen Panels einen externen Wide-Gamut-Monitor brauchen.

Fazit zu Wide-Gamut-Monitoren generell
In professionellen Umgebungen sind diese Geräte für die eingangs erwähnten Zwecke unverzichtbar. Darüber hinaus bieten sie noch weitere Vorteile wie zum Beispiel 10-Bit Farbtiefe. Von einem größeren Gamut profitiert man allerdings nur dann, wenn man diesen auch bewusst ausnutzt. Wer nur mit Kompaktkameras fotografiert, wird keine Vorteile erkennen können, da praktisch all diese Kameras auf sRGB begrenzt sind. Für geschätzte 98 % aller User hat ein Wide-Gamut-Monitor daher nur wenig bis gar keine Auswirkungen. Aber selbst mit professionellen Kameras profitiert sicherlich nicht jedes Bild von solch einem Monitor. Wer also nicht gerade in der Druckvorstufe arbeitet oder High-End-Bildretuschen macht, kann wohl problemlos auf diese teuren Geräte verzichten.


*Model Identifier: iMac17,1 und iMac16,2

**Auch das iPad Pro 9,7“ und das neue iPhone 7 sind nun mit einem Wide-Gamut-Display ausgestattet. Seit iOS 9.3 verfügt das Betriebssystem auch über mehr oder weniger dieselben Möglichkeiten wie das Colormanagement unter ColorSync am Mac – was auch zwingend notwendig ist, denn das iPad steht mit einem Wide-Gamut-Display natürlich vor derselben Herausforderung wie die Macs, in Bezug auf die Sättigung.


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Hat AdobeRGB mehr Farben als sRGB?

Nein. Sehen wir uns an, warum das so ist:

Die Anzahl der Farben, die mit Farbräumen wie AdobeRGB, ProPhotoRGB oder sRGB codiert werden können, hängt einzig und allein von der Farbtiefe des Bildes ab. Ein 8-Bit-RGB-Bild kann daher immer, egal in welchem Farbraum, 16,7 Millionen Farben codieren. Handelt es sich um ein 16-Bit-Bild können 281 Billionen (!) Farben codiert werden.

Doch bei dieser riesigen Zahl wird schnell klar, dass es keinen Sinn mehr macht, von Farben zu sprechen. Denn wir Menschen sind nicht annähernd in der Lage, so viele Farben zu unterscheiden. Wir sind nicht einmal in der Lage, 16,7 Millionen Farben zu unterscheiden. Wie viele es tatsächlich sind, wurde noch nicht endgültig geklärt, aber wir bewegen uns hier zwischen 100.000 und 10 Millionen Farben.

Die oben erwähnten Zahlen sollte man also besser als Werte bezeichnen: 16,7 Millionen Werte kann ein 8-Bit-Bild codieren. Nun müssen wir aber den Begriff Farbe definieren:

Was ist Farbe eigentlich? Eine Farbe ist keine physikalische Eigenschaft sondern ein subjektiver Eindruck, der erst durch unsere Wahrnehmung im Gehirn entsteht. Man kann Farben also nicht einfach messen. Es gibt keine physikalische Einheit, die zeigt, wie unterschiedlich zwei Farben sind. Damit man eben diesen Unterschied – also den Farbabstand – messen kann, musste erst ein auf unserer Wahrnehmung basierendes Modell entwickelt werden. In den 1920er Jahren entstand daher der XYZ-Farbraum. Dieser war aber aus mehreren Gründen nicht ideal, sodass wir heute das LAB-System zur Farbmessung verwenden. Der LAB-Farbraum umfasst alle wahrnehmbaren Farben und wurde zudem gleichabständig konzipiert. Das heißt: Die visuellen und numerischen Farbabstände entsprechen sich. LAB ist in dieser Hinsicht zwar nicht perfekt, aber deutlich gleichmäßiger als zum Beispiel XYZ und natürlich alle anderen RGB- oder CMYK-Modelle.

Der empfundene Unterschied bzw. Farbabstand kann also mithilfe des LAB-Modells gemessen werden und wird in Delta E* angegeben. (Das E steht für Empfindung und wurde vom Physiker Deane B. Judd eingeführt.) Wenn der Unterscheid zweier Farben weniger als 1 Delta E beträgt, kann das durchschnittliche menschliche Auge keinen Unterschied erkennen. (Das Delta E kann hier berechnet werden.)

Doch zurück zu den RGB-Werten: Jedem RGB-Wert ist auch ein gewisser LAB-Wert zugeordnet. Doch hier ist der springende Punkt: Es kann durchaus sein, dass zwei oder mehrere RGB-Werte dem selben LAB-Wert zugeordnet sind.

lab-werte
Das Farbaufnahmewerkzeug zeigt wie zwei unterschiedliche RGB-Werte einer LAB-Farbe zugeordnet werden.


Im Screenshot oben sehen wir wie beide RGB-Werte 107/195/255 und 108/195/255 dem LAB-Wert 75|-14|-38 entsprechen. Wir haben es also mit zwei RGB-Werten zu tun, aber mit nur einer Farbe. Somit ist klar, dass ein Farbraum, der zwar 16,7 Millionen Werte codieren kann, nicht zwangsweise 16,7 Millionen unterscheidbare Farben aufweisen muss. Die eingangs gestellte Frage müsste also lauten:

Hat AdobeRGB mehr für das menschliche Auge unterscheidbare Farben als sRGB?

Darauf ist die Antwort ganz klar Ja. Denn der wesentliche Unterschied beider Farbräume ist deren Skalierung. AdobeRGB besitzt einen größeren Gamut, daher sind auch die Abstände zwischen den 16,7 Millionen Farben größer. In der Abbildung unten ist beispielhaft eingezeichnet, dass der Abstand zwischen zwei AdobeRGB-Farben 1 Delta E beträgt. D.h. wir können jede einzelne Farbe unterscheiden. Im sRGB-Farbraum verteilen sich aber auf viel kleinerem Raum genauso viele Werte. Der Abstand zwischen den Farben ist also kleiner als 1 Delta E. Hier im Beispiel beträgt er schemenhaft 0,5 Delta E. Das heißt jedoch, dass die Hälfte der Farben für uns nicht erkennbar sind, weil sie sich zu wenig von ihren Nachbarn unterscheiden. Folglich können wir im AdobeRGB-Farbraum mehr Farben unterscheiden.

vergleich-sRGB-adobeRGB-2

AdobeRGB verteilt die Werte also auf eine größere Fläche – auf einen größeren Gamut, genauer gesagt. Der Gamut bezeichnet, wenn man so will, den Umfang des »Sortiments« an Farben, nicht aber die Anzahl. Diese kann nur von der Farbtiefe spezifiziert werden.

Eine Analogie hilft vielleicht dabei, das Ganze nochmal zu verdeutlichen: Stellen wir uns vor, wir haben zwei Buntstift-Boxen. Die AdobeRGB-Box hat 30 Buntstifte von Gelb über Grün und Blau bis Rot. Die sRGB-Box hat auch 30 Buntstifte, allerdings nur 30 verschiedene Gelbtöne. Welche der beiden Boxen hat nun mehr Farben?

Fazit
AdobeRGB hat das Potential mehr vom Menschen unterscheidbare Farben darzustellen als der sRGB-Farbraum. Ob ein Bild davon tatsächlich Gebrauch macht, ist jedoch eine andere Frage.

Hinweise
1. Das Colormanagement-Programm ColorThink Pro kann mithilfe des Befehls »Extract Unique Color Values« alle Farben eines Bildes auflisten. Hier werden aber die numerisch unterscheidbaren Farbwerte ausgewertet und nicht die vom Menschen unterscheidbaren Farben.

ColorThink Extract Unique Color Values

2. AdobeRGB oder auch sRGB sind bloß Räume, die – abgesehen von Primärvalenzen, Weißpunkt etc. – keine Informationen beinhalten. Ohne einen Pixel, gibt es auch keine Farbinformationen. Daraus folgt, dass ein Bild mit weniger als 16,7 Millionen Pixel auch nicht alle Farben beinhalten kann, die mit 8 Bit theoretisch dargestellt werden können.

*Das Delta E ist die gedachte Linie zwischen zwei Punkten im LAB-Farbraum:

delta-e


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Gamma und die Adobe Color Engine

Die Adobe Color Engine, kurz ACE, ist das von Thomas Knoll entwickelte Color Matching Module, welches in den Adobe-Programmen sowohl unter Windows als auch am Mac zum Einsatz kommt. In Bezug auf das Gamma hat die ACE aber eine Eigenheit, die für Anwender im High-End-Bereich interessant sein kann.

Normalerweise ist es so, dass die Wiedergabekurven von RGB-Profilen mit einer Gammafunktion definiert sind. AdobeRGB hat beispielsweise ein Gamma von 2,2. Es handelt sich also um eine Potenzfunktion mit dem Exponenten 1/2,2. Es gibt jedoch auch denn Fall, dass Wiedergabekurven nicht mit einem Gammawert – also mathematisch – spezifiziert sind, sondern durch Punkte. Die Wiedergabekurve von sRGB ist dazu wohl das berühmteste Beispiel. Sie entspricht zwar über weite Teile einem Gamma von etwa 2,4, hat aber zu Beginn ein lineares Segment, welches für eine bessere Zeichnung in den Schattenpartien sorgt.

unterschied-TRC
Mit ColorSync kann man den Unterschied zwischen den beiden Wiedergabekurven erkennen.


Wer nun aber glaubt, dass Photoshop und alle anderen Adobe-Programme, die die ACE nutzen, beim AdobeRGB die reine Gammafunktion auswerten, der irrt. Denn die Adobe Color Engine fügt bei der Nutzung jedem ICC-Profil, dessen Wiedergabekurve über eine Gammafunktion definiert ist, automatisch ein lineares Segment hinzu. (So wie es bei sRGB schon direkt im Profil hinterlegt ist.) Das ist vor allem der Bildqualität zuträglich.

Darüber hinaus schreibt Chris Cox:

Yes, we use the slope limit of 1/32 even when the profile gives a single number gamma value. Not doing that would cause too many problems whenever you need to invert the gamma table.


Im Dokument »Adobe® RGB (1998) Color Image Encoding« findet sich dazu auf Seite 20 noch folgender Hinweis:

linear-slope-adobe
Quelle: https://www.adobe.com/digitalimag/pdfs/AdobeRGB1998.pdf

Wann ist diese Information wichtig?
Im Wesentlichen bestätigt sie bloß den alten Grundsatz, dass innerhalb eines Worfklows bloß ein Color Matching Module verwendet werden sollte. Andernfalls kann es zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. (Ein Unterschied durch die hier beschriebene Eigenheit wird allerdings mit bloßem Auge kaum erkennbar sein. Wie gesagt, es handelt sich hier um absolute High-End-Ansprüche.) Darüber hinaus hilft die Information aber eventuell auch bei der Fehlersuche. Im professionellen Umfeld wird viel mit Colormanagement gearbeitet. Um gewisse Workflows einzurichten, muss man dazu meist einige Tests durchführen. Wenn Ergebnisse dann nicht den Erwartungen entsprechen hat man hiermit einen Anhaltspunkt mehr. So bin zumindest ich darauf gestoßen …


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Neutrales Tiefschwarz (mit Photoshop ermitteln)

Das Tiefschwarz bezeichnet in der Druckvorstufe ein Schwarz, welches Anteile von Cyan und/oder Magenta und/oder Gelb beinhaltet. Denn 100 % reines Schwarz wirkt gedruckt eher wie ein dunkles Grau und daher versucht man, mithilfe der anderen Grundfarben, das Schwarz satter zu machen.

Vergleich
Im Prinzip reicht es schon aus 50 % Cyan hinzuzugeben, um ein sattes Schwarz zu erhalten. Das Problem dabei ist aber, dass dadurch ein kühles, blaustichiges Schwarz entsteht. Dem kann man entgegenwirken indem man auch noch Magenta oder Gelb hinzufügt. Es gibt verschiedene »Standard-Kombinationen«, die sich im Offsetdruck etabliert haben, um ein neutrales Tiefschwarz zu erzielen – zum Beispiel 60/40/40/100. Mit einer Google-Suche wird man hier schnell fündig. Ich möchte hier jedoch zeigen, wie man das »Problem« mit Colormanagement bzw. der Farbmetrik löst.Weiterlesen ...
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Gamma und Gammakorrekturen verstehen

Der Begriff »Gamma« ist sehr vielschichtig und lässt sich kaum eindeutig definieren, da er in diversen Disziplinen unterschiedlich benutzt wird. Dieser Artikel handelt ausschließlich von Gamma als Korrekturfunktion in der digitalen Bildbearbeitung und dessen historischen Hintergrund.

In der Bildbearbeitung definiert das Gamma das Verhältnis zwischen dem numerischen Wert eines Pixels und dessen tatsächlicher Leuchtdichte. Mathematisch gesehen sprechen wir beim Gamma von einer Potenzfunktion, deren Exponent eben Gamma genannt wird.

gamma-function

Wieso brauchen wir das Gamma?
Dafür gibt es einen historischen Grund, und dieser kommt aus der Fernsehtechnik. Bereits in den 40er-Jahren wurden zum Fernsehen Röhrenmonitore benutzt. Bei diesen »Cathode Ray Tube«- oder kurz CRT-Monitoren ist das Verhältnis zwischen der Eingangsspannung und der tatsächlich am Monitor resultierenden Leuchtdichte nicht linear. So erzeugt die Hälfte der maximalen Eingangsspannung am Monitor nicht 50%, sondern nur etwa 18% der maximal möglichen Leuchtdichte. Schuld daran ist die Arbeitsweise der Elektronenkanonen, die in den Röhrenmonitoren verbaut wurden. Weiterlesen ...
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ICC-Profil aus einer Bilddatei entnehmen

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Will man ein ICC-Profil aus einer Bilddatei entnehmen, lässt sich das unter Mac OS X mit Bordmitteln erledigen. Im Ordner Library > Scripts > ColorSync befindet sich ein kleines Tool, welches genau diese Aufgabe erfüllt. Weiterlesen ...
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Farbprofile aufräumen

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Wer viel mit Photoshop arbeitet, kennt vielleicht auch die langen Drop-Down-Menüs in den Farbeinstellungen bzw. im »Profil zuweisen«- und »Profil umwandeln«-Dialog.

drop-down-profile

Bei der täglichen Arbeit, können diese den Workflow richtig bremsen. Darüber hinaus ist auch die Trennung in die zwei Bereiche ärgerlich (siehe Screenshot). Schuld daran sind die vielen Ordner, in denen Farbprofile abgelegt werden (können). Mac OS X installiert automatisch mit dem ColorSync-Dienstprogramm Profile und auch Photoshop kommt mit einer Menge ICC-Profile daher. Meist benötigt man die alle nicht (da sie sich entweder nicht für den europäischen Markt eignen oder veraltet sind). Weiterlesen ...
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PSO Coated v3 und PSO Uncoated v3 sind hier

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Nachdem gestern der offizielle Kick-off zur Fogra 51 und Fogra 52 stattfand, stehen nun auch die passenden Farbprofile auf der ECI-Seite zum Download bereit.


Was ist neu?
Die beiden Standard-Profile für den Druck auf gestrichenem und ungestrichenem Papier firmieren nun unter den Namen PSOcoated_v3.icc und PSOuncoated_v3_FOGRA52.icc und ersetzen damit das alte ISOcoated_v2_eci.icc und PSO_Uncoated_ISO12647_eci.icc. Die neuen Profile basieren auf den Charakterisierungsdaten »Fogra 51« und »Fogra 52«. Beim neuen Uncoated-Profil ist das schon am Dateinamen erkenntlich, beim Coated-Profil wurde unerklärlicherweise auf den Namenszusatz verzichtet. Die Charakterisierungsdaten kann man hier downloaden.Weiterlesen ...
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Die Rolle des Profile Connection Space

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Der geräteunabhängige Profile Connection Space verbindet im ICC-Colormanagement den Quellfarbraum mit dem Zielfarbraum. Er stellt somit das vermittelnde, neutrale Farbmodell dar. Beim Profile Connection Space, oder kurz PCS, handelt es sich entweder um LAB oder XYZ.

In vielen Lehrbüchern und Fachartikeln werden Farbraumtransformationen daher wie folgt dargestellt:

Quelldatei mit Quellprofil > Wandlung nach PCS > Wandlung ins Zielprofil

Die Konvertierung eines RGB-Bildes nach CMYK schaut dann beispielsweise so aus:

RGB: 200/150/0 > LAB: 65|25|83 > CMYK: 2/45/100/11

Diese Darstellung ist aber irreführend, da sie den Anschein erweckt, dass beim Konvertieren das Bild zunächst nach LAB konvertiert wird und im zweiten Schritt von LAB ins Zielprofil. Tatsächlich werden aber vor dem Konvertieren das Quell- und das Zielprofil direkt miteinander verknüpft. Somit wird vorerst nur eine Übersetzungstabelle (Link-Table) geschaffen, die unter Berücksichtigung diverser Parameter (wie Rendering Intent, Tiefenkompensation etc.) die entsprechenden Tabellen (A2B des Quellprofils und B2A des Zielprofils) mithilfe des Profile Connection Space verbindet. So entsteht ein temporäres »DeviceLink-Profil«, welches die Bildpixel direkt vom Quell- ins Zielprofil konvertiert. Das heißt, dass sich die eigentlichen Bildinformationen, also die Pixel, zu keinem Zeitpunkt im PCS befinden. LAB oder XYZ ist also kein Zwischenschritt bei der Konvertierung der Bilder, sondern nur einer bei der Verknüpfung der beiden Profile bzw. der beiden Tabellen.Weiterlesen ...
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Bits und Bytes (8 vs. 16 Bit)

In der digitalen Bildbearbeitung spielen Bits und Bytes eine wichtige Rolle. Unter Bildbearbeitern ist die Frage, ob Bilder im 8- oder 16-Bit-Modus bearbeitet werden sollen, sogar häufig der Auslöser für lange Diskussionen. Worum geht’s da eigentlich?

Grundlagen
Sehen wir uns zunächst an, wie wir Farben mit Zahlen kodieren. Im Grunde ist das System simpel: Farben bestehen aus Kanälen und jeder dieser Kanäle ist in Tonwertstufen unterteilt. Wie alles andere auch, wird Farbe aber nicht als einfache Zahl, sondern in Bits verarbeitet und gespeichert. Das Bit ist in der Informationsverarbeitung die kleinste Einheit und kennt genau zwei Zustände: 0 oder 1. Aus oder An.

Vergleich-BitsWeiterlesen ...
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